Artist Statement

Sezieren, aufschneiden und wieder zusammentackern. Auf der Suche nach der Molekülstruktur des Malereihandwerks. Welche Erbinformationen schwimmen im Hasenleim? Was ist eine Keilrahmenleistendoppelhelix. Wahrheitsfindung unter Zuhilfenahme von Wasserwaagenpetrischalen. „Renaissance is futile“. Am Anfang war die Umverpackung, in Gestalt der musealen Klimakiste. In ihrer Herstellung eine ehrliche und grobe Schreinerarbeit, verheißt sie jedoch jedem Ding die Heiligsprechung - endlich Kunstwerk. Die Kunst will da raus und so presst sich die Ursuppe Ölfarbe ans Tageslicht. Auftritt Malerei, archaisch pastose Gesten. Ein zwei Meter Strich. Ungebleichtes Titanweiß und Beinschwarz. Voll im Saft. - Adrian Wald 

Cutting, dissecting, and stapling back together. On the hunt for the molecular structure of painting. What genetic code flows through rabbit skin glue? What is a stretcher frame double helix? A search for truth with spirit level petri dishes. "Renaissance is futile." It all began with the packaging, a museum-grade climate box. Built with honest, rough carpentry, it promises sanctity—art, at last. Art wants to break free, and so the primordial soup of oil paint presses itself into daylight. Enter painting: archaic, impasto gestures. A two-meter-long stroke. Unbleached titanium white and bone black. Brimming with life. - Adrian Wald


Schwere Malerei

In seiner neuen Serie „Schwere Malerei“ unternimmt Adrian Wald eine Tiefenanalyse der Malerei, die sowohl physische als auch metaphysische Dimensionen dieses Prozesses untersucht. Die Arbeiten erscheinen auf den ersten Blick als rohe, monochrome und abstrakte Ausdrucksformen auf straff gespannten Baumwollleinwänden. Doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine subtile Topographie aus Rissen, Vertiefungen und Einkerbungen – unausweichliche Zeugen des Gewichts der kühn und üppig aufgetragenen Ölfarbe? Werkzeuge der Malereitechnik - Pinsel, Spachtel, ausgepresste Farbtuben - fungieren nicht bloß als Hilfsmittel des künstlerischen Schaffens, sondern sind gleichsam in die Kunstwerke selbst integriert. Wald führt uns zu einer intimen Konfrontation mit der Dinglichkeit des Kunstmachens. Die Werkzeuge in Walds Arbeiten erleben eine symbolische Metamorphose. Eingebettet in die Leinwand, erscheinen sie wie archäologische Artefakte, die Geschichten von ihrer Herkunft und Verwandlung erzählen. In diesem Kontext erinnern sie den Betrachter an die flüchtige Natur der Zeit und die transformative Kraft der Kunst. Als Übermittler etablieren sie eine essentielle Verbindung zwischen Künstler und Betrachter und ermöglichen so einen Austausch von Erfindung und Empfindungen – eine ständige Interaktion zwischen Schöpfung und Deutung. Jenseits der reinen Materialität verknüpfen Walds Arbeiten persönliche Erfahrungen und kulturelles Erbe mit dem kollektiven Bewusstsein für das Verstehen und Interpretieren von Kunst. Seine Gemälde sind keine statischen Gebilde, sondern dynamische Prozesse, die sich in einem fortwährenden Wechselspiel von Entstehung und Zerstörung weiterentwickeln. Mit subtilem Humor hinterfragt seine Kunst, provoziert und zwingt den Betrachter zu einem tiefen Nachdenken über das Wesen und den Zweck von Kunst. Indem die Werkzeuge selbst zu Teilnehmern der künstlerischen Darstellung werden, etabliert Wald ein metakommentierendes Element - es ist als würde das Kunstwerk selbst über seine eigene Existenz und Entstehung sinnieren. So mutieren die Werke dieser Serie nicht nur zu ästhetischen Objekten, sondern letztendlich zu einem Koordinatensystem, zu einer Auseinandersetzung mit der Frage „Was ist ein Bild?“ In Walds Kosmos transzendiert ein Gemälde seine traditionelle statische Darstellung. Es wird zum Totem eines kontinuierlichen Dialogs, zur Momentaufnahme einer aktiven Schnittstelle zwischen dem Materiellen und dem Konzeptuellen. „Schwere Malerei“ verkörpert die unendliche Suche, die dem künstlerischen Schaffen innewohnt – eine Erkundung der Grenzen und Potentiale von Bildfindung in der zeitgenössischen Kunst.

In his new series "Schwere Malerei," Adrian Wald undertakes an in-depth analysis of painting, exploring both the physical and metaphysical dimensions of this process. At first glance, the works appear as raw, monochrome, and abstract expressions on tightly stretched cotton canvases. However, upon closer inspection, a subtle topography of cracks, depressions, and indentations reveals itself – inescapable witnesses to the weight of the boldly and lavishly applied oil paint. Tools of the trade – brushes, spatulas, squeezed paint tubes – function not merely as aids to artistic creation but are integrated into the artworks themselves. Wald invites us into an intimate confrontation with the materiality of art-making. The tools in Wald's works undergo a symbolic metamorphosis. Embedded within the canvas, they appear like archaeological artifacts, telling stories of their origins and transformations. In this context, they remind the viewer of the fleeting nature of time and the transformative power of art. As mediators, they establish an essential connection between artist and viewer, enabling an exchange of invention and emotion – a constant interaction between creation and interpretation. Beyond pure materiality, Wald's works intertwine personal experiences and cultural heritage with the collective consciousness of understanding and interpreting art. His paintings are not static entities but dynamic processes that continue to evolve in an ongoing interplay of creation and destruction. With subtle humor, his art questions, provokes, and compels the viewer to deeply reflect on the nature and purpose of art. By turning the tools themselves into participants in the artistic depiction, Wald introduces a meta-commentary element – as if the artwork itself were contemplating its own existence and creation. Thus, the works in this series transform not only into aesthetic objects but ultimately into a coordinate system, a confrontation with the question, "What is a painting?" In Wald's cosmos, a painting transcends its traditional static representation. It becomes a totem of continuous dialogue, a snapshot of an active interface between the material and the conceptual. "Schwere Malerei" embodies the endless quest inherent in artistic creation – an exploration of the boundaries and potentials of image-making in contemporary art

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adrian wald  
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